Schwab: Biosphärenreservat muss zur Region passen

19.04.2023

In der Diskussion um ein Biosphärenreservat im Spessart weist der Main-Spessarter Stimmkreisabgeordnete Thorsten Schwab auf die Bedeutung der Umsetzbarkeit einer solchen Maßnahme vor Ort hin. Das schützenswerte Kulturgut für die UNESCO ist die über Jahrhunderte ausgeführte Wald- und Eichenbewirtschaftung im Spessart.

Derzeit wird die von den Landkreisen Main-Spessart, Aschaffenburg und Miltenberg beauftragte Machbarkeitsstudie zur Umsetzbarkeit eines Biosphärenreservates im Spessart ausgearbeitet, bis Ende des Jahres sollen die Ergebnisse vorliegen. Noch vor Abschluss der Studie, ob ein UNESCO-Status überhaupt möglich ist, wird in der Region aber bereits kräftig über Vor- und Nachteile diskutiert.

„Wir müssen darlegen warum der Wald im Spessart schutzwürdig im Sinne des Kulturgutes ist, um die UNESCO Kriterien zu erfüllen“, erläutert Thorsten Schwab. Einzigartig ist die Bewirtschaftung des Waldes, insbesondere die Eichenmast und Eichensaat. Dieses Kulturgut zu erhalten muss Ziel der Bewerbung bei der UNESCO sein, findet Schwab. Gleichzeitig wird in einer Kernzone eine Bewirtschaftung aber nicht möglich sein, dennoch gibt es Lösungsansätze, die einerseits großflächig die Bewirtschaftung beibehält, andersseits aber keine Rechte im Spessart einschränkt.

„In meinen Augen ist ein Biosphärenreservat mit einer kleinen Kernzone bei uns möglich. Diese Kernzone sollte aus den bereits seit längerem aus der Nutzung genommenen Klasse-1-Wäldern der Bayerischen Staatsforsten und den von Kommunen zur Verfügung gestellten Flächen bestehen“, so Schwab. Eine deutlich größere Kernzone würde unter anderem zu Problemen mit den Spessart-Holzrechten führen. Hier müsste mit tausenden Holzrechtlern verhandelt werden, da es keine Organisation gibt, die für alle Holzrechtler verhandeln kann.

Waldumbau ist zwingend notwendig

„Wir müssen unseren Wald umbauen indem wir neue Baumarten etablieren, die mit trockenerem Klima zurechtkommen, wie etwa Elsbeere, Robinie und Flaumeich . Diese Baumarten finden wir in Südfrankreich und Italien, dort herrschen jetzt schon klimatische Bedingungen, wie wir sie bei uns in 40 Jahren erwarten. Gerade im nordbayerischen Raum hatten wir in den letzten Jahren deutlich mit zu wenig Niederschlag zu kämpfen. Wir merken im Spessart schon jetzt, dass nicht nur Fichten, sondern auch Kiefern und Buchen absterben. Nur durch eine jetzt schon schwierige Naturverjüngung werden neuen Baumarten in den Spessart heimisch werden“, macht Thorsten Schwab deutlich, der auch im Landwirtschaftsausschuss des Bayerischen Landtags mit dem Thema befasst ist.

„Grundsätzlich möchten wir Deutschland zukünftig mehr mit Holz bauen, da beim Bauen mit Beton deutlich mehr CO2 freigesetzt wird.  Um dieses Ziel zu erreichen müssen wir unseren Wald nachhaltig bewirtschaften und nicht immer mehr Flächen stilllegen. Das für unsere Bauwirtschaft benötigte Holz kommt dann mit langen Transportwegen aus dem Ausland, wo teilweise komplette Kahlschläge vorgenommen werden. So kann es in meinen Augen nicht funktionieren“, macht Schwab deutlich.

Abschließend reagiert Schwab auf den Vorwurf des Vereins der Freunde des Spessarts, wonach ein Beschluss des Bayerischen Landtags, keine weiteren Flächen der Bayerischen Staatsforsten aus der Nutzung zu nehmen, erwirkt wurde, um ein Biosphärenreservat im Spessart zu torpedieren. „Der Beschluss des Bayerischen Landtags trägt der Notwendigkeit des Waldumbaus, sowie der Nutzung von einheimischem Holz für die Baubranche Rechnung. Dabei hat der Landtag ganz Bayern in Blick und fasst so einen Beschluss nicht nur im Hinblick auf den Spessart. Auch unter dem Gesichtspunkt dieses Beschlusses ist ein Biosphärenreservat im Spessart weiter möglich, denn die aus der Nutzung genommenen Flächen der Staatsforsten und die Naturschutzgebiete mit über 2000 ha Fläche können selbstverständlich eingebracht werden, zusätzlich noch Flächen der Kommunen. Da eine Kernzone mindestens 900 ha umfassen muss, steht der Beschluss in keinster Weise einem Biosphärenreservat entgegen. Die gegenüber der Presse geäußerten Vorwürfe des Vereins der Freunde des Spessarts tragen nicht gerade zur Versachlichung der Diskussion bei“, macht zum Abschluss deutlich.