Fragenkatalog und Anworten zur Kliniksituation in Main-Spessart

20.04.2015

1) In der Pressemitteilung ist nichts vom hohen jährlichen Defizit zu lesen, sprechen nicht hauptsächlich wirtschaftliche Gründe für eine Veränderung oder gibt es auch andere medizinische Gründe?
 
Die wirtschaftlichen Gründe sind sicherlich nicht außer Acht zu lassen, hier müssen wir zwischen den jährlichen Kosten und den einmaligen Investitionskosten unterscheiden. Falls der Kreistag beschließen sollte, dass die jetzige Situation gut ist und auch 5 Millionen € Defizit jährlich zu verkraften wären, dann ist das eben so. Das Geld fehlt für andere Dinge, wie für Schulen, Straßen, Kultur.  Ich denke deshalb, dass wir uns auf die Qualität für die Patienten konzentrieren sollten und hier bestätigen alle Expertenmeinungen, dass die Krankenkassen und der Bundesgesetzgeber die Anforderungen für den Betrieb bestimmter Fachabteilungen hochschrauben werden. Eine Veränderung von drei Standorten mit gesamt 340 Betten hin zu einem zentralen Ort mit 300 Betten wird von den Gesundheits-Experten als notwendiger Schritt erachtet.
 
 
2) Warum fordern Sie bzw. die CSU und die SPD nun ein zentrales Klinikum, hätten sie nicht schon 2012 die Entscheidung im Kreistag herbeiführen können?
 
Im Herbst 2012 stand die Entscheidung an in Karlstadt und Marktheidenfeld Fachabteilungen ersatzlos zu schließen. Das ist der falsche Ansatz gewesen, wir streben parallel zum Betrieb an den bisherigen Standorten einen Neubau an. Die Bettenzahl muss bis dahin mit guter Qualität gehalten werden. Hätten wir Abteilungen 2012 geschlossen und die Bettenzahl wäre gesunken, wäre ein Neubau mit 300 Betten wohl nicht mehr förderfähig gewesen.
 
 
3) Müssen die Mitarbeiterinnen um Mitarbeiter nun um ihren Arbeitsplatz bangen bzw. müssen wir in Marktheidenfeld und Karlstadt in nächster Zeit mit der Schließung der Häuser rechnen?
 
Nein, auf keinen Fall. Wir wollen ja eine Perspektive anbieten. Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter kann erkennen was die Zielrichtung ist. Jeder wird gebraucht um auch nach Fertigstellung das neue Haus medizinisch und technisch bestens zu betreuen. Wir möchten eine Bündelung der medizinischen Kompetenz um wettbewerbsfähig und zukunftsfähig bleiben zu können. Diese Neuorientierung ist die beste Maßnahme zum Erhalt der Arbeitsplätze am Klinikum Main-Spessart. Bis zur Fertigstellung und dem Umzug vergehen noch 10 Jahre, bis dahin kann alles bleiben wie es ist. Selbstverständlich müssen bis dahin auch noch alle unaufschiebbaren Instandhaltungen in den jetzigen Gebäuden durchgeführt werden. Größere Fehlinvestitionen, wie sie in den vergangenen Jahrzehnten passiert sind, sind im Interesse der Steuerzahler zu vermeiden.
 
 
4) Warum favorisieren Sie einen Neubau mit 300 Betten am Gelände des Bezirkskrankenhauses und nicht eine Sanierung mit Erweiterungsoption am bestehenden Krankenhaus Lohr?
 
Eine Sanierung des bestehenden Krankenhauses in Lohr müsste unter laufendem Betrieb erfolgen. Dies würde sowohl für die Patienten, als auch für das Personal zahlreiche Einschränkungen nach sich ziehen. Zudem verspreche ich mir Synergieeffekte durch eine Kooperation mit dem Bezirkskrankenhaus. Der Bezirk Unterfranken hat auf dem Gelände des Bezirksklinikums bereits ein Grundstück für einen möglichen Klinikneubau bereitgestellt. So könnte in Lohr ein zentrales Gesundheitszentrum Main-Spessart entstehen.
Zudem bietet ein Haus mit 300 Betten die besten Möglichkeiten um auch in Zukunft die medizinischen und rechtlichen Ansprüchen zu erfüllen.
Außerdem ist Fortbildungseignung ist in einem 300 Betten-Haus leichter zu halten oder zu erlangen als in kleineren Häusern mit mehreren Standorten.  Das ist wichtig, um auch  in Zukunft im Wettbewerb um die besten Nachwuchsärzte konkurrenzfähig sein.  Eine Sanierung der 200 Betten in Lohr unter laufendem Betrieb mit dem Hintergedanken, ohnehin au 300 Betten zu erweitern, ist nicht ehrlich. Wenn eh 300 Betten angepeilt werden, dann sollten wir für eine vernünftige Variante stehen, nämlich den Neubau. Die Vorteile liegen auf der Hand: Keine Belastung von Patienten und Personal während der Bauzeit, höhere Förderung durch den Freistaat Bayern, effizientere Bauweise und bessere Nutzungsmöglichkeiten, sowie mehr Parkmöglichkeiten für Besucher..
 
 
5) Kostet ein Klinikneubau dem Landkreis nicht zu viel Geld, können wir uns das leisten?
 
Für den Anteil des Landkreis Main-Spessart wird es keinen wesentlichen Unterschied machen. Die Fördersumme als  Anteil des Freistaates Bayern würde steigen. Hierfür sind aber ja die bereitgestellten Mittel des Freistaats da um vernünftige Lösungen für den ländlichen Raum ermöglichen zu können. Bei einer Sanierung des Standorts Lohr würden Kosten von rund 40 Millionen Euro entstehen, ich rechne mit einer Förderung des Freistaats von 20 bis 25 Millionen Euro. Im Landkreis Lichtenfels kostete der Neubau eines vergleichbaren Klinikums rund 100 Millionen Euro, allerdings wurde der Neubau durch den Freistaat Bayern mit 83 Millionen Euro gefördert (75 Mio. Krankenhausförderung, 8 Mio. aus „Invest in Bavaria-Mitteln“). Was der Landkreis Lichtenfels geschafft hat, sollten wir in Main-Spessart auch schaffen. Gerade das ist die Aufgabe für mich als Stimmkreisabgeordneten, auf diese Möglichkeiten hinzuweisen  und mich für eine Unterstützung der ländlichen Region, meinen Landkreis, einzusetzen, um ihn zukunftsfähig zu machen.
 
6) Wie könnten die Häuser in Karlstadt, Gemünden und Lohr nach dem Umzug 2025 weitergenutzt werden?
 
Es ist genügend Zeit vorhanden sich in Ruhe Gedanken zu machen und vernünftige Lösungen zu finden. Ich selbst könnte mir in Marktheidenfeld eine weitere Nutzung für die Altersmedizin vorstellen, ein geriatrisches Zentrum für Main-Spessart. Wir werden in 20 Jahren einen Anstieg der über 60 jährigen in Main-Spessart von über 40 Prozent haben. Der Bedarf hierfür wird steigen! Sinnvoll wären auch Behandlungsräume die niedergelassenen Ärzten zur Verfügung gestellt werden um dort den Ärztlichen Notdienst zu verrichten. Die Ärzte hätten günstige Praxisräume und die Bevölkerung hätte bei kleineren Notfällen eine feste Anlaufstelle.
In Karlstadt muss der Klinikbetrieb nicht zwingend aufgegeben werden. Von den Belegärzten wird gute Arbeit geleistet die sich auch in der Belegung abzeichnet. Die Klinikräume könnten selbstverständlich von den Ärzten angemietet werden und die meist ambulanten und teils stationären Behandlungen in eigener Regie weitergeführt werden. Teile des Karlstadter Krankenhauses könnten auch an das benachbarte Seniorenzentrum vermietet werden. Auch eine Unterbringung der Brauerschüler in Karlstadt wäre möglich, evtl. für weitere Internatsschüler.
In Lohr war von wenig Gestaltungsspielraum für die Stadt zu lesen. Bei hohem Bedarf an freien Flächen wäre das eine Chance zur Stadtentwicklung und Neugestaltung von zentralen Flächen in der Innenstadt. Eine Weiterverwertung auf dem Immobilienmarkt sollte also möglich sein.
 
7) Die Grünen im Landkreis Main-Spessart behaupten bei einem Neubau und einer Veränderung der Krankenhausstruktur müssen Fördergelder zurückgezahlt werden, stimmt das?

 
Für alle großen bisher durchgeführten Krankenhaussanierungen ist dies unzutreffend. Im Jahr 2025 wäre alle Ansprüche des Freistaates Bayern abgegolten. Bei einer Weiternutzung für einen medizinischen Zweck würden schon jetzt keine Rückzahlungen fällig werden. Einzig und allein notwendige Investitionen die jetzt durchgeführt werden liegen unter der 25 Jahresfrist. Da es sich hierbei jedoch um Instandhaltungen handelt, dürften zumindest aus der Krankenhausfinanzierung keine Fördergelder fließen - also auch hier Entwarnung.
Im Übrigen vertreten nur die Grünen im Landkreis Main-Spessart die Auffassung alle drei Standorte sind zukunftsfähig. Der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen im Bayerischen Landtag Ulrich Leiner ist hier anderer Meinung.
 
8) Wie realistisch ist es die Vorstellungen eines neuen zentralen Klinikums im Landkreis mit 300 Betten Haus genehmigt, vom Freistaat Bayern hoch bezuschusst und 2025 bezugsfertig zu bauen?
 
Wenn der Kreistag einen entsprechenden Beschluss fasst, wird der Neubau kommen. Von Seiten des Bayerischen Gesundheitsministeriums erhalte ich gute Signale, bei Beantragung werden wir in die Reihe der anstehenden Kliniknebauten aufgenommen. Die Initiative muss allerdings vom Kreistag ausgehen, das Ministerium wird uns bezüglich der Klinikstruktur keine Vorgaben machen. Hier muss sich der Kreistag seiner Verantwortung stellen!